Informationszentrum

Portal aus dem Film zu Katharina Luther mit Drehort in Reinhardsbrunn (Foto: R. Braun)

 

Nicht in Erfurt, nicht in Weimar und auch nicht in Eisenach befand sich im Mittelalter das geistliche und geistige Zentrum Thüringens, sondern in Reinhardsbrunn - heute Ortsteil von Friedrichroda. Seit 1085 stand hier das Hauskloster der Thüringer Landgrafen und ihre Grablege. Bis zur Reformation fanden die Ludowinger und ihre sächsischen Nachfolger im Kloster die letzte Ruhestätte. Elisabeth von Thüringen bestattete hier 1228 ihren Mann, Ludwig IV. Im Volk wurde der Landgraf als ‚Ludwig der Heilige’ verehrt; Wunder an seinem Grab machten Reinhardsbrunn zum bedeutendsten Thüringer Wallfahrtsort des Mittelalters. Unzählige Pilger kamen, um in der Grabkapelle zu beten. Auf den Grundmauern des Klosters errichteten die Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha im 19. Jahrhundert ein Jagd- und Lustschloss im neogotischen Stil. Der umgebende Schlosspark war der erste Thüringer Park des Historismus und ein Gartenkunstwerk von europäischem Rang. Zwischen den 1950ern und bis zum Ende der DDR wurde das Schloss als Devisenhotel genutzt. Es war durch seine internationalen Tagungen und die Konzerte des Gewandhausorchesters überregional bekannt und ein kulturelles Zentrum im zweitgrößten Urlauberort der DDR. Nach der friedlichen Revolution und dem Verkauf des Schlosses an eine westdeutsche Hotelkette begann der Niedergang. Das Hotel wurde geschlossen, sein Verfall schreitet voran. Ein mehrmaliger Eigentümerwechsel führte zu keiner Besserung und erst die Enteignung durch den Freistaat Thüringen lässt Hoffnung aufkommen.

Lutherweginfozentrum

Im Außenpark des Schlosses errichtete die Ev. Luth. Kirche in Thüringen ab 1992 mit dem Evangelischen Stift ihr zentrales Bildung- und Begegnungszentrum. Zwei ehemalige Ferieneinrichtungen nahmen sechs unterschiedliche Aus- und Weiterbildungseinrichtungen auf. Aufgrund innerer und äußerer Schwierigkeiten löste die Landeskirche allerdings schon 1997 das Zentrum wieder auf. Seitdem haben sich kirchliche Vereine um die sinnvolle Nutzung des Geländes bemüht.

Unter dem Namen ‚Klosterpark Reinhardsbrunn’ entwickelten die Verantwortlichen touristische Projekte, die an die geistigen und geistlichen Wurzeln Reinhardsbrunns erinnern. Dazu gehörte der Nachbau der Taufkapelle von Bonifatius, die im Jahr 724 bei Altenbergen unweit von Friedrichroda errichtet worden war. Diese Johanniskirche (geweiht 2001) war die erste Radwegekirche in Deutschland. Kloster Reinhardsbrunn und Schauenburg (erste Burg der Ludowinger) wurden als 1:10 Modelle nachgebaut und im Park aufgestellt.

Lutherstatue (Foto: R. Braun)

 

Die Region um Friedrichroda zählt heute wieder zu den wichtigsten Tourismusgebieten Thüringens. Weltweit gehört vor allem der Kulturtourismus zu den Wachstumsbereichen der Branche. Eine Spezialform des Kulturtourismus ist der spirituelle Tourismus. Seit einigen Jahren wird dieser Bereich gezielt untersucht, entwickelt, strukturiert und in Studien wissenschaftlich aufbereitet. Für die Kernländer der Reformation Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen ist vor allem das 500. Jubiläum dieses welthistorischen Umbruchs von Bedeutung.

Seit 2008 läuft die Lutherdekade, sie gibt dem spirituellen Tourismus wichtige Impulse. Für Thüringen ist der Lutherweg ein großes Infrastrukturprojekt. Mehr als 1000 km Wegstrecke verbinden 21 Lutherorte, u.a. Reinhardsbrunn und Schmalkalden. Luthers Freund, der erste Superintendent Gothas, Friedrich Myconius berichtet, dass Martin Luther als 'Junker Jörg' von der Wartburg aus mehrfach im Kloster Reinhardsbrunn zu Gast war und zum Erstaunen der Mönche gelehrte Gespräche führte, was von einem 'Ritter' nicht unbedingt zu erwarten war.

Lutherstatue

Seit 2008 läuft die Lutherdekade, sie gibt dem spirituellen Tourismus wichtige Impulse. Für Thüringen ist der Lutherweg ein großes Infrastrukturprojekt. Mehr als 1000 km Wegstrecke verbinden 21 Lutherorte, u.a. Reinhardsbrunn und Schmalkalden. Luthers Freund, der erste Superintendent Gothas, Friedrich Myconius berichtet, dass Martin Luther als 'Junker Jörg' von der Wartburg aus mehrfach im Kloster Reinhardsbrunn zu Gast war und zum Erstaunen der Mönche gelehrte Gespräche führte, was von einem 'Ritter' nicht unbedingt zu erwarten war.

Vor diesem Hintergrund und im Zusammenhang mit den inhaltlichen Schwerpunkten des Vereins hat ‚Kirche und Tourismus e.V.’ im ehemaligen Heizhaus zwischen Schloss und Klosterpark Reinhardsbrunn ein Thüringer Zentrum für Spirituellen Tourismus aufgebaut, das im Sommer 2011 eingeweiht werden konnte. Damit konnte in diesem touristischen Bereich deutschlandweit Neuland betreten werden. In der aktuellen Tourismuskonzeption des Freistaates Thüringen ist der Spirituelle Tourismus als eigener Bereich nun auch mit genannt.

Im Info-Zentrum werden die Geschichte des Ortes, der Region und die wichtigsten Thüringer Angebote des spirituellen Tourismus präsentiert und dokumentiert (Pilgern, Klosterorte, Kirchenmusik, Heilige Stätten, Offene Kirchen u.a.). Seit dem 18.01.2018 hat der Lutherweg einen eigenen Ausstellungsbereich. Der überdachte Kohlenlagerplatz aus Zeiten des Pionierlagers wurde in den letzten Jahren mit hohem Aufwand zum Lutherweginfomationszentrum umgebaut. In den Ausstellungsräumen wird auch über aktuelle Projekte von Kirche und Tourismus informiert, wie beispielsweise die 'Europäische Kulturroute der Reformation'. Für die Ausbreitung der Reformation in Europa wird am Beispiel des Posener Landes dokumentiert, wie sich die Reformation in Polen entwickelt hat. Wichtiger Teil der Ausstellungsgestaltung ist ebenfalls die Erinnerung an die Verfolgung der Täufer als Ergebnis der Reformation. Das Integrationsprojekt 'Garten der Religionen' wird durch ein Begegnungs- und Erzählcafé unterstützt. Es ist zu hoffen, dass dieses neue Leuchtturmprojekt eine weitere Attraktion der Region wird.